Green Living mit nachhaltigen Möbeln und Accessoires – der kritische Blick auf Hersteller

Die Macht der Verbraucher wird nach wie vor unterschätzt.

Dabei haben wir als Konsument in der Hand, welche Unternehmen durch unseren Einkauf zusätzliche Einnahmen generieren und welche nicht. Doch selbst dann, wenn wir uns dessen bewusst sind, fällt es teilweise unheimlich schwer ökologisch sinnvolle Produkte zu finden. Schließlich gibt es zahlreiche Mogelpackungen, die nur auf den ersten Blick nachhaltig erscheinen. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, um die Kaufentscheidung zu vereinfachen und umweltfreundliche Ware zu finden.

Produktion und Materialien

Jedes Unternehmen kann selbst entscheiden, wie und wo es produziert. Ob billig im Ausland, wo die Arbeiter teilweise mehr als ausgebeutet werden, oder in der Heimat, ob klimaneutral oder auf Kosten der Umwelt: Jeder Unternehmer hat es in der Hand. Doch vor der Verantwortung können wir uns als Verbraucher deshalb noch lange nicht drücken. Im Gegenteil: Wir müssen wiederum dafür sorgen, dass die richtigen Betriebe durch unseren Kauf gefördert werden. Die Massenware aus fragwürdigen Quellen, die unseren Markt bis heute überschwemmt, resultiert aus unserem Konsumverhalten. Viele Jahrzehnte ging es nur darum, so bllig wie möglich zu beschaffen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Die Ressourcen sind begrenzt und schon jetzt sind die Folgen des Konsumirrsinns weltweit zu spüren. Wer etwas ändern will, muss sorgfältig recherchieren und einen kritischen Blick auf die Produktion und verwendeten Rohstoffe werfen. Wir möchten anhand einiger Beispiele und Inspirationen verdeutlichen, warum die bewusste Kaufentscheidung den Unterschied machen kann:

1. Matratzen

Ein beliebtes Material bei der Matratzenherstellung ist Talalay-Latex. Es bietet eine hohe Punktelastizität, gibt also nur dort nach wo durch Körpergewicht Druck auf die Matratze ausgeübt wird. Diese Materialeigenschaft ist elementar für einen gesunden Schlaf. Ob derartige Matratzen aus Naturkautschuk gefertigt werden oder aus synthetischen Alternativen, ist herstellerabhängig. Bettenhersteller Schramm Werkstätten mit Sitz in Rheinland-Pfalz fertigt seine Betten ökologisch nachhaltig mit Naturkautschuk aus Gummibäumen. Der Vorteil: Während des Wachstums binden die Pflanzen das Klimagas CO2, was dem kontinuierlichen Anstieg der Konzentration in der Atmosphäre entgegenwirkt. Beim Entsorgen von derartigen Matratzen wird wiederum nur so viel CO2 abgegeben, wie die Gummibäume während ihrer Wachstumsphase aufgenommen haben. Das genannte Familienunternehmen hat sich gegen synthetische Materialien entschieden, weil die Verarbeitung im Vergleich deutlich mehr Energie erfordert. Talalay-Latex aus Naturkautschuk ist hingegen klimaneutral.

2.Möbel und Lampen aus Holzresten

Das Massivholzmöbel aus ökologischer Sicht besser sind, als die günstigen Alternativen aus Sperrholz, die nicht selten eine Menge Kunststoffe und giftige Lacke sowie Klebstoffe beinhalten, dürfte inzwischen bekannt sein. Doch was passiert eigentlich mit den rund 10 Millionen Tonnen Holzresten, die jedes Jahr aus der Möbelproduktion hervorgehen? Genau dieser Frage haben sich Tischler Richard Sasse und Architekt Dennis Disterheft aus Berlin gestellt und gründeten ihr nachhaltiges Unternehmen Verschnitt. Zur Herstellung von Lampen, Hockern und Co. greifen sie gezielt zu den Holzstücken, die aufgrund von Wurmfraß oder eingeschlossenen Ästen nicht den Standards des Möbelbaus entsprechen. Mit ihrer Lampe „Möwe“ konnten sich die beiden 2016 sogar den Green Product Award sichern, eine Auszeichnung für nachhaltige und innovative Produkte.

3. Pappmöbel

Pappmöbel sind preiswert, umweltfreundlich, leicht und schnell auseinandergebaut, wenn ein Umzug ansteht. Allerdings sollte man beim Kauf darauf achten, dass die Pappe aus Deutschland stammt und dort verarbeitet wird. Das minimiert die Transportwege auf ein Minimum, was gleichermaßen zum Klimaschutz beiträgt. Je weniger Treibstoff aufgewendet werden muss, um ein Produkt in den Verkauf zu bringen, desto besser. Sowohl für die Umwelt als auch unseren Geldbeutel. Als Vorbild voran, geht die vonPappe GbR in Weimar, die derzeit einen Stuhl aus Wellpappe in drei verschiedenen Größen präsentiert. Weitere Pappmöbel sollen folgen. Die kleinste Größe des zu 100 Prozent recycelbaren Stuhls wiegt gerade einmal 780 Gramm. Obwohl es sich um ein echtes Fliegengewicht handelt, müssen Nutzer nicht auf Stabilität verzichten. Aufgrund der Konstruktion von Wellpappe ist das Mobiliar überaus belastbar. Die Stühle aus dem Sortiment vonPappe tragen zum Beispiel 530 Kilogramm. Größtenteils werden Pappmöbel aus Recyclingpapier hergestellt. Wie hoch der Anteil an Frischfasern ist, hängt vom Hersteller ab.

Allgemeine Hilfestellungen zum Shoppen

Egal ob stationärer Einzelhandel, Versandhandel oder Onlineshop: Jeder Betrieb kann nachhaltig sein. Deshalb sollte man keinesfalls eine der Optionen im Voraus ausschließen. Nachhaltige Möbel und Wohnaccessoires sollten aus natürlichen Rohstoffen gefertigt sein, die wiederum verantwortungsvoll gewonnen wurden. Außerdem sollten sie biologisch abbaubar oder recycelbar und möglichst langlebig sein. Ein geringer Verbrauch an Wasser und Energie bei der Herstellung ist ebenfalls ein Muss. Konkrete Tipps:

  • Massivholz mit PEFC-Siegel wäre optimal. PEFC steht für Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes und bezeichnet ein Zertifizierungssystem, das unabhängig agiert und Produkte kennzeichnet, dessen Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt.

  • Empfehlenswert sind Holzmöbel ohne Schadstoffe, die ausschließlich mit natürlichem Wachs oder Öl behandelt wurden.

  • Hölzer aus heimischen Wäldern sind Tropenholz vorzuziehen.

  • Auch bei textilen Bestandteilen ist Nachhaltigkeit wichtig. Hanf, Leinen oder Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau mindern die negativen Auswirkungen auf das Klima. Aber auch die Kleinbauern in den Produktionsländern profitieren, weil sie nicht mit gesundheitsgefährdenden Spritzmitteln in Kontakt kommen.

  • Die Produktion muss unter fairen Bedingungen stattfinden. Ausbeutung ist keine Option.

  • Unternehmenssitz, Produktion und Versandzentren befinden sich in unserer Heimat, um kurze Transportwege zu gewährleisten.

Zum Abschluss möchten wir auf Qualitätsnachweise wie das ÖkoControl-Siegel, Der Blaue Engel, das Goldene M und natureplus hinweisen. Sie dienen als Orientierung beim Kauf und deuten auf schadstoffarme beziehungsweise umweltfreundliche Produkte hin. Dennoch ist ein gesundes Maß an Skepsis angebracht. Ein kritischer Blick auf Produktion, Materialien und Unternehmensphilosophie bringen Klarheit. Und falls es an Informationen mangelt, sollte man sich nicht scheuen direkt beim Hersteller nachzufragen. Wer verantwortungsvoll handelt, hat nichts zu verbergen.

Passend zum Thema hier ein Link zu unserem Blogbeitrag über das „Minimieren und kleiner wohnen“ mit einigen Denkanstößen.

1 Kommentare

  1. „Doch was passiert eigentlich mit den rund 10 Millionen Tonnen Holzresten, die jedes Jahr aus der Möbelproduktion hervorgehen? Genau dieser Frage haben sich Tischler Richard Sasse und Architekt Dennis Disterheft aus Berlin gestellt und gründeten ihr nachhaltiges Unternehmen Verschnitt. Zur Herstellung von Lampen, Hockern und Co. greifen sie gezielt zu den Holzstücken, die aufgrund von Wurmfraß oder eingeschlossenen Ästen nicht den Standards des Möbelbaus entsprechen. “

    Das ist doch mal eine klasse Idee und hat den Green Product Award wirklich verdient! Wie auf verschnitt.com zu sehen, können sich diese Möbel gleichauf mit anderen Markenprodukten präsentieren und sehen lassen. Sehr schön.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert